Wir fahren gleich ohne dich! - Was leere Drohungen bewirken

Nur noch einmal rutschen? Seit Stunden auf dem Spielplatz, wohlwissend, dass es trotzdem nicht bei einem Mal, auch nicht bei fünfmal bleiben wird, wenn es nach dem Kind gehen würde. Dann wartet man noch eine Anstands-Minute, doch das Kind will immer noch nicht nach Hause. «Wenn du jetzt nicht mitkommst, dann gehe ich allein nach Hause. » Um den Worten Nachdruck zu verleihen, geht man ein paar langsame Schritte Richtung Ausgang. Diese Methode habe ich schon oft erlebt, es auch schon selber so angedroht. Denn es funktioniert ja am Ende, das Kind hat Angst, alleine zu bleiben und kommt mit nach Hause. Mit Drohungen und Angst machen kommen wir zwar kurzfristig weiter, doch was macht es mit unseren Kindern?

Die Konsequenzen müssen wir auf Dauer tragen

Angst und Respektverlust sind die wahrscheinlichsten Reaktionen auf Drohungen. Am Anfang bei kleineren Kindern kann es ja noch klappen, doch der Tag kommt, an dem Kinder diese Drohungen als leere Lügen enttarnen. Für die Kinder sind Drohungen nichts als BlaBlaBla und man wird letztlich gar nicht mehr ernst genommen. Es ist einfacher, das Vertrauen der Kinder zu verspielen, als es wieder zu gewinnen.

Der Spagat zwischen Verantwortung und respektvollem Umgang

Diese Erkenntnis macht uns die Erziehung nicht leichter. Es ist ein Spagat, seinem Kind respektvoll gegenüber zu treten und gleichzeitig die Verantwortung zu übernehmen von Dingen, die sie selber noch nicht managen können. Mit Rutschen oder Schaukeln aufzuhören, wenn es gerade so spaßig ist, weil man morgen früh raus muss wird das Kind von alleine nicht machen. Es ist ihm in diesem Moment schlicht egal. Was aus meiner Erfahrung heraus immer gut hilft, ist dem Kind rechtzeitig Bescheid zu geben (auf die Spielplatz Situation bezogen), dass es gleich Richtung nach Hause geht. Oft ebenfalls sehr effektiv war es, zwei verschiedene Zeitangaben zu stellen “Sollen wir noch 5 oder 10 Minuten bleiben?” und das Kind entscheiden zu lassen. So fühlt es sich ernst genommen, hat Zeit, sich vorzubereiten und die Stimmung wird beim Verlassen des Spielplatzes wahrscheinlich sehr viel entspannter sein. Auch wenn es in diesem Alter die Uhr noch nicht kann und auch noch nicht einschätzen, wie lange was ist, aber das ist in dem Moment egal. Wir sollten Grenzen setzen indem wir unsere Kinder zur Kooperation motivieren. “Wenn wir jetzt gehen, haben wir noch Zeit das neue Puzzle anzufangen/ ein Buch vorzulesen/ ein Eis zu essen etc.”. Das ist natürlich auch eine Form von Manipulation, doch sie kommt zumindest ohne Angst und Drohungen aus. Und anstelle von “Ich gehe gleich ohne dich”, ist es hilfreicher, wenn man eine andere Botschaft sendet. Denn Kinder reagieren lieber, wenn man ehrlich zu ihnen ist und eine Ich-Botschaft sendet wie zum Beispiel “ Ich muss jetzt wirklich los und möchte dich nicht alleine hier lassen.”

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