Trennung trotz Kinder?

Was passiert, wenn sich Eltern nicht mehr lieben? In manchen Fällen weicht die romantische Liebe zwischen Eltern einem Gefühl von platonischer Verbundenheit. Solange beide damit klarkommen und die Harmonie im Elternhaus nicht leidet, sollte das jeder für sich selber entscheiden, ob das für sein Leben reicht und man aus dem Grund zusammenbleiben möchte bis die Kinder aus dem Haus sind, oder zumindest alt genug um unter einer Trennung nicht mehr allzu groß zu leiden. Allerdings gibt es auch oftmals den Fall, dass sich die Elternteile auseinandergelebt haben oder sich schlicht und einfach nicht mehr verstehen. Dann kann es passieren, dass die Akzeptanz und der Respekt dem Partner/ der Partnerin gegenüber verschwindet und damit auch meistens der Ton deutlich angespannter wird. Permanente Genervtheit, Vorwürfe, allgemeine Unzufriedenheit der Eltern sind kein guter Ausgangspunkt für eine unbeschwerte Kindheit. Es ist natürlich schwer, sich das einzugestehen, aber wenn die Harmonie erstmal komplett weg ist, schützt man sein Kind nicht, indem man sich NICHT trennt wegen der Kinder. Denn auch wenn man in Gegenwart der Kinder meint sich zusammenreißen zu können, Kinder haben sehr feine Antennen was Stimmungen angeht. Und wenn man nunmal als Familie zusammen lebt, kriegen alle Mitglieder über kurz oder lang mit, dass der Haussegen schief hängt. Wenn Kinder in einem Haushalt mit permanenter Anspannung aufgrund von Angst vor Streit leben, schadet es ihnen mehr, als wenn man einmal den schweren Schritt macht und sich eingesteht, dass eine Trennung die bessere Lösung ist. Für alle.

Schuldgefühle vorprogrammiert - bei den Kindern

Als konkretes Beispiel habe ich einen Freund der mir erzählte, dass er, als er ca 16 Jahre alt war, seiner Mutter nahegelegt hat sich von seinem Vater zu trennen. Er hat mir auch gesagt, dass er es schon als Kind lange so empfunden hat, aber natürlich traut man sich nicht, sich bei seinen Eltern in so etwas einzumischen. Oder auch, dass es für Kinder natürlich nur ein abstraktes Gefühl ist, welches erst später Gestalt annimmt und man es in Worte fassen kann. Auf jeden Fall war sein Gefühl, dass seine Mutter in einer unglücklichen Ehe geblieben ist - wegen den beiden Kindern. Das ruft bei einem Heranwachsenden Schuldgefühle aus - die sind natürlich unberechtigt, aber so kann man vielleicht verstehen, dass es eben nicht “das Beste für die Kinder” ist. Ein dauer-trauriges Elternteil, ständiger Streit, schlechte Stimmung. Niemand will in einer solchen Umgebung leben, das macht krank, nicht nur die Eltern. Und das zu Hause sollte ein sicherer Ort für unsere Kinder sein, ein Ort an dem sie sich wohl fühlen und unbeschwert sie selbst sein können. Ohne die Angst im Nacken, dass die Eltern sich wieder streiten, etc. Denn Kinder projizieren vieles auf sich. Die Eltern streiten sich? “Sie streiten sich wegen mir”. Mama oder Papa ist traurig? “Bestimmt habe ich etwas falsch gemacht”. Das Beste für seine Kinder zu wollen ist natürlich. Doch oftmals ist es vielleicht auch die eigene Angst vor dem was nach einer Trennung kommt- Umzug, finanzielle Veränderungen, etc., die es einem schwer machen, diesen Weg zu gehen. Das ist nicht leicht und sehr verständlich, dass man davor Angst haben kann. Doch es gibt Stellen die genau bei diesen Problemen helfen, die Trennungsberatung der Caritas zum Beispiel, oder pro familia. In schwereren Fällen hilft ein Mediator, aber auch ein Paartherapeut kann eine Trennung begleiten und so helfen, dass kein böses Blut vergossen wird. Ständig dicke Luft und Dismharmonie zwischen den Eltern belastet auch die Kinder stark. Denn nach der Trennung hat man ja doch noch ein paar Jahre zwangsläufig miteinander zu tun. Auch da wäre es schön für die Kinder zu sehen, dass Mama und Papa gut miteinander klarkommen. Vielleicht läuft es irgendwann auch wieder so gut, dass alle zusammen mal ein Eis essen gehen, oder zusammen ins Kino. Aber nur vielleicht. In jedem Fall (so meine Meinung) lohnt es sich nie, aus Angst in einer Beziehung zu bleiben, die einem nicht gut tut. Es ist ein Schritt, den man sich trauen muss zu gehen… und es gibt ein Leben nach einer gescheiterten Ehe oder Beziehung und das kann ein toller Neuanfang sein. Auch, wenn es einem wirklich schwierig und unvorstellbar vorkommen mag, am Ende profitiert man davon. Und wenn sich alle erwachsen verhalten kann man das Konstrukt Familie für sich nochmal ganz neu definieren.

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